Bildungsministerin Eva Feußner veröffentlicht Handreichung zur Bildung von Lerngruppen im Religionsunterricht

08.06.2023

„Ich bin dankbar, dass diese Broschüre endlich Informationen zum Angebot der Religionsunterrichte im Land vereint, die sonst nur sehr verstreut in vielen Runderlassen und Verwaltungsvorschriften auffindbar waren. Für die Öffentlichkeit und interessierte Eltern und Schüler waren diese juristischen Texte kaum zugänglich und verständlich“, sagt Frau Patricia Erben-Grütz, Referatsleiterin in der Edith-Stein-Schulstiftung und eine der Autorinnen. Bildungsministerin Eva Feußner fand ebenfalls lobende Worte für die nunmehr vorliegende Handreichung: „Land und Kirchen haben in der Arbeitsgemeinschaft Religionsunterricht, die sich halbjährlich zu Fragen des Religionsunterrichtes trifft, einmal mehr eng und gut zusammengearbeitet. Die Handreichung ist ein hilfreiches und wichtiges Kompendium für unsere Schulleitungen und Lehrkräfte, das die Organisation bzw. Durchführung des Religionsunterrichts an unseren Schulen wirksam unterstützen wird.“ Sie wünsche sich eine weite Verbreitung der Broschüre, so die Ministerin.

Auf die Initiative der drei Schulbeauftragten der evangelischen Landeskirchen und der Verantwortlichen im Bistum Magdeburg konnte die erste Handreichung zur Einrichtung von Lerngruppen im Religionsunterricht an öffentlichen Schulen des Landes Sachsen-Anhalt nun von der Bildungsministerin vorgestellt werden. Bischof Dr. Feige war bei der Veröffentlichung am Dr. Carl-Hermann-Gymnasium in Schönebeck zugegen und erfragte im Austausch mit Schülerinnen und Schülern deren Erfahrungen mit dem besuchten Religionsunterricht an ihrer Schule. Er kennzeichnete dabei den Religionsunterricht als Fach, das nicht nur Beobachterwissen vermittle, sondern Heranwachsenden auch einen partizipativen Einblick in Religion gewähre.

Mathias Bethke, Referent in der zuständigen Abteilung des Bildungsministeriums, hält die Handreichung für ein „gelungenes Projekt“ der Arbeitsgemeinschaft Religionsunterricht und ist froh, dass der Farbduft der gedruckten Broschüren nun sein Büro wieder verlässt, weil die Printexemplare demnächst an die Schulleitungen im Land versandt werden.

Die Handreichung beantwortet Fragen von Schulleitungen zu personalrechtlichen Angelegenheiten beim Einsatz kirchlicher Religionslehrkräfte an öffentlichen Schulen, erörtert die Möglichkeiten von deren Zusammenarbeit mit Fach- und Schulkollegien an den Schulstandorten bzw. dokumentiert die Regelungen für Schulpraktika von Religionslehrkräften in Ausbildung. Für die Eltern und Schüler wird das Informations-, Anmelde- und Einrichtungsverfahren von Lerngruppen transparent dargestellt, auf die Möglichkeiten der Freistellung für religiöse Feiern hingewiesen bzw. die Teilnahmemöglichkeit auch für Schülerinnen und Schüler ohne religiöse Vorkenntnisse oder Bekenntnis benannt.

Ebenso werden die Möglichkeiten der Einrichtung der Lerngruppen im Format der konfessionellen Kooperation thematisiert, das die Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten der christlichen Konfessionen sichtbar und zugleich eine wechselseitige Perspektivübernahme unterschiedlicher konfessioneller Standpunkte ermöglichen soll. Die Handreichung dokumentiert die anzuwendenden Regeln bei der Leistungsbewertung und die Möglichkeiten zur organisatorischen Verstetigung von Lerngruppen.

(Foto: M. Bethke)

Download der Handreichung für die Organisation und Durchführung des konfessionellen Religionsunterrichts an staatlichen Schulen in Sachsen-Anhalt

Innovationstag am 03.05.2023 im Elisabeth-Gymnasium

10.05.2023

Wem die Begriffe VR / AR, Robotik, Greenscreen, Podcast, 3D-Druck, VR-Brillen oder die Selbstlernplattform Intel Skills for Innovation bisher nichts sagten, der konnte sich beim Innovationstag im Elisabeth-Gymnasium informieren. Der Pädagogische Vorstand Steffen Lipowski zeigte sich erfreut über das rege Interesse von Lehrern und Schülern und stelle fest: „Die Arbeit mit PCs im Schulalltag ist heute schon der Standard. Wir schauen in unseren Schulen auf die innovativen Möglichkeiten der digitalen Weiterentwicklung von morgen.“ Als Schulträgerin ist die Edith-Stein-Schulstiftung mit ihren Schulen bestens für die neuen digitalen Herausforderungen vorbereitet.

Missio canonica an acht Religionslehrerinnen und Religionslehrer übertragen

24.04.2023

In der Kathedrale St. Sebastian in Magdeburg wurde die Missio canonica, also die kirchliche Lehrerlaubnis oder kirchliche Unterrichtserlaubnis, an acht Religionslehrer und -lehrerinnen übertragen. Sie unterrichten an Schulen im gesamten Bistumsgebiet des Bistums Magdeburg. In seiner Predigt dankte Bischof Dr. Gerhard Feige den Lehrkräften für ihre Bereitschaft, diese hoch anspruchsvolle Aufgabe zu übernehmen.

Seine Predigt begann der Bischof mit der Frage, "Wie wäre es, gebildet zu sein?". Diese Frage stammt von Peter Bieri, einem Philosophieprofessor, der den meisten vermutlich eher unter seinem Pseudonym Pascal Mercier und durch den Bestsellerroman Nachtzug nach Lissabon bekannt ist.

Für Bieri bedeutet Bildung nicht, ausgebildet zu sein, um etwas tun zu können. Stattdessen ist Bildung die Voraussetzung dafür, jemand zu werden, der sich in der Welt zurechtfindet. „Dazu bedarf es – so könnte man seine Überlegungen zusammenfassen – eines fundierten Welt- und Selbstbewusstseins“, so Feige. Ein Weltbewusstsein ermögliche eine ‚gedankliche Unbestechlichkeit‘, die Menschen befähige „sich selbst ein Bild zu machen und fake news zu entlarven; es befähigt Menschen, unabhängig zu sein, und eröffnet Gestaltungsräume., die Menschen unabhängig macht und ihnen Raum zur Gestaltung gibt.“

Auch Selbstbewusstsein befähige Menschen, sich selbst und anderen gegenüber handlungsfähig zu sein. „Wer sich selbstbestimmt im Wollen und Erleben erfährt, kann sich mit sich selbst auseinandersetzen und auch anderen ohne Angst begegnen“, so der Bischof. Ein Wissen um die eigene Kontingenz, also die Tatsache, dass man an einem bestimmten Ort und in einem bestimmten Kulturkreis aufgewachsen ist, ermögliche es, der kulturellen Vielfalt zu begegnen, ohne das Eigene absolut setzen zu müssen.

„Gebildet zu sein, dazu trägt auch religiöse Bildung bei. In einer globalisierten Welt wie der unseren begegnen sich Menschen unterschiedlicher religiöser Überzeugungen“, so der Bischof. „Viele Auseinandersetzungen haben ihre Wurzeln in diesen Begegnungen, sind von religiöser Intoleranz geprägt und beruhen nicht selten auf Unkenntnis und Unwissen sowie fehlendem Verständnis. Ein gegenseitiges Verstehen bildet aber die Grundlage für ein friedliches Zusammenleben. Dem Religionsunterricht kommt deshalb eine wichtige Funktion für eine demokratische Gesellschaft zu. Denn er soll grundlegende Kenntnisse der Religionen und Weltanschauungen vermitteln und für die Bedeutsamkeit des menschlichen Fragens nach Wert und Sinn sensibilisieren. Somit kann er einen Raum dafür öffnen, dass sich junge Menschen bilden können, indem sie ein Welt- und Selbstbewusstsein entwickeln. Auf diese Weise vermag der Religionsunterricht für die Entscheidung, wie Menschen in der Welt sein wollen, wesentliche Impulse zu geben.“

Für Christen ist die Begegnung mit der Botschaft Jesu vom Reich Gottes richtungweisend für ihre Lebensart. Das Reich Gottes will zu einer bestimmten Daseinsweise bewegen, und dafür wirbt Johannes der Täufer in der Wüste. Jesus verkündet das Reich Gottes in der Bergpredigt, macht es durch seine Haltung und sein Handeln erfahrbar und knüpft dabei an Bekanntes an. „Aber was das Reich Gottes ist, findet sich nicht in Lehrbüchern oder Formeln. Es kann nicht auswendig gelernt werden, wird den Menschen nicht zum Lernen aufgetragen.“ Es brauche immer eine Übersetzung in die Erfahrungswelt der Menschen. „Obwohl es wahrscheinlich nicht seine eigene Erfahrungswelt ist, ist Jesus aber vertraut mit der ganz konkreten Lebenswirklichkeit der Menschen“, so Bischof Feige. „Das gibt ihm die Möglichkeit, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Schließlich muss, was wesentlich ist, was dem Leben Richtung und Orientierung gibt und einen Sinnhorizont eröffnen will, mit den Menschen etwas zu tun haben und eine Anschlussmöglichkeit bieten. Dann kann es Wurzeln schlagen und Flügel verleihen und damit dem Leben dienen.“

Ist das Gleichnis vom Sauerteig – zusammen mit dem Senfkorngleichnis – nicht ein wunderbar sprechendes Gleichnis für Ihren Dienst, liebe Religionslehrerinnen und -lehrer? Die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler, denen Sie im Unterricht begegnen, ist weder mit dem Glauben noch mit dem kirchlichen Leben vertraut. Viele kennen weder das Kreuzzeichen noch das Vaterunser.“ Insofern befänden sich Religionslehrerinnen und -lehrer zutiefst an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft und Kirche. „Dort können Sie – im Bild gesprochen – zum Sauerteig werden, der dem Ganzen einen eigenen Geschmack verleihen kann.“

Die Verleihung der Missio canonica sei ein Zeichen dafür, so der Bischof, „dass Sie Ihren Unterricht im Auftrag der Kirche tun. Ihnen wird diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen, weil Sie die Kompetenzen dafür im Studium und in der Ausbildung erworben haben und weil es ein großes Zutrauen in Ihre Fähigkeiten und Ihre Person gibt. Die Beauftragung soll Ihnen den Rücken stärken und Zeichen dafür sein, dass Ihr Dienst gewollt ist und mitgetragen wird.“

Der Bischof dankte den Religionslehrerinnen und Lehrern für ihr Wirken an den Schulen im Gebiet des Bistums. „Möge es Ihnen gelingen, jungen Menschen den Zugang zu mehr Bildung zu eröffnen, ihnen damit zu helfen, Halt und Orientierung zu finden, ihren Horizont zu erweitern und ihr Bewusstsein zu vertiefen. Dazu wünsche Ich Ihnen viel Kraft und Elan, Freude und Zuversicht – vor und in allem aber Gottes reichen Segen.“

Predigt von Bischof Dr. Gerhard Feige zum Download

(sus; Fotos: Sperling)